Westdeutsche in Hamm: Es kann nur einen geben!

Im Vorfeld der Westdeutschen Meisterschaften der Senioren hatte ich gegenüber Arbeitskollegen noch geschwärmt, wie gut organisiert dieses Event ist und wie gesellig es zugeht. Ausreichend Tische mit Einspielmöglichkeiten, ein Zeitplan, an den sich gehalten wird, Schiedsrichter, die die Spiele zählen… Ja, so war es. Gesellig. Der Rest eher nicht.

Wobei man den Ausrichter, TTC GW Bad Hamm, an dieser Stelle ausdrücklich loben muss. Die Bedingungen in Hamm waren einmal mehr top. Zwei Hallen, nur getrennt durch einen Cafeteria-Bereich. Dass die linke Halle älter ist und die Lichtverhältnisse dort nicht so optimal sind wie in der rechten Halle: geschenkt. Obwohl dies später noch eine Rolle spielen wird…

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Zunächst ganz kurz zum sportlichen Abschneiden der Mödrather Protagonisten.

Ralf Janßen (ab 45 Jahre)
Einzel: Achtelfinale
Doppel: Viertelfinale
Mixed: Halbfinale

Oliver Schoulen (ab 45 Jahre)
Einzel: Gruppenphase
Doppel: Viertelfinale
Mixed: nicht angetreten

Guido Schmitz (ab 50 Jahre)
Einzel: Finale
Doppel: Halbfinale
Mixed: Halbfinale

Dirk Müller (ab 50 Jahre)
Einzel: Gruppenphase
Doppel: Viertelfinale
Mixed: Viertelfinale

Christoph Tyssen (ab 55 Jahre)
Einzel: Viertelfinale
Doppel: nicht angetreten
Mixed: Sieger

Karl-Josef Assenmacher (ab 75 Jahre)
Einzel: Viertelfinale
Doppel: Finale
Mixed: Sieger

In der Summe also 2 x Gold, 2 x Silber und 3 x Bronze für unseren Verein ❗

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Petra Schoulen (ab 45 Jahre) – gestartet für TTC GW Fritzdorf
Einzel: Finale
Doppel: Sieger
Mixed: Halbfinale

Hildegard Schoulen (ab 70 Jahre) – gestartet für TTG Langenich
Einzel: Viertelfinale
Doppel: Sieger
Mixed: Halbfinale

Rainer Schoulen (ab 75 Jahre) – gestartet für TTG Langenich
Einzel: Gruppenphase
Doppel: Viertelfinale
Mixed: nicht angetreten

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Am Rande der Bande sei erwähnt, dass bei diesen Westdeutschen Meisterschaften der Senioren nur der PSV Oberhausen mehr Teilnehmer stellte, als der TTC 1948 Mödrath (Oberhausen 7, Mödrath 6). Zählt man Petra, Hildegard und Rainer zumindest anteilig dazu, ist das eine bemerkenswerte Zahl.

…..

Nun aber zu der unerfreulichen Seite dieses Turniers. Einer überforderten Turnierleitung und einer überheblichen Schiedsrichterdelegation. Natürlich sollte man nicht alle über einen Kamm scheren, aber was hier teilweise vorgefallen ist, war unterste Schublade.

Nur 3 Beispiele, damit Außenstehende verstehen, was gemeint ist.

Die Gruppenphase der Herren-40 und Herren-45 war am Samstag um 12:30 Uhr komplett abgeschlossen. Weitergehen sollte es um 17:00 Uhr mit den Achtelfinalspielen. Als um 16:50 Uhr immer noch keine Auslosung veröffentlicht war, fragte man vorsichtig nach dem Stand der Dinge, bzw. wann es den weiterginge? Da die Turnierleitung die erste freundliche Nachfrage eine halbe Stunde zuvor bereits mit genervtem Kopfschütteln abgewiegelt hatte, dachte ich „fragst Du halt einfach mal freundlich bei den Schiedsrichtern nach“…

Ein athletisch gebauter Hauptdarsteller mit Highlander-Frisur, der seine schwarze Schiedsrichter-Uniform mit mehr stolz trägt, als Captain America bei den Avengers, reagierte unerwartet direkt.

Ich: „Sorry, dass ich störe. Die Turnierleitung ist gerade sehr beschäftig. Habt Ihr Einfluss auf das weitere Vorgehen bzw. wisst, wann es mit welchen Spielen in welcher Halle weitergeht?“

Highlander: „Ich versteh die Frage nicht.“

Ich: „Was gibt es daran nicht zu verstehen?“

Highlander: „Die Frage finde ich sehr unverschämt.“

Ich: „Wieso das? Was ist denn daran unverschämt?“

Highlander: „Sehe ich aus, als hätte ich mit der Turnierleitung zu tun?“

(Dass er mit seiner viel zu eng sitzenden Schiedsrichter-Kluft aussieht wie eine Mischung eines abgehalfterten Darsteller aus „Game of Thrones“ und Christopher Lambert in „Highlander“ konnte ich ja jetzt schlecht erwidern.)

Ich: „Was hast DU denn für ein Problem? Ich frage Dich höflich, dann kannst Du ja wohl auch anständig antworten.“

Ein mir bekannter und sehr netter Schiri versuchte daraufhin, die Wogen zu glätten. Aber ich habe Connor MacLeod dann lieber stammelnd zurückgelassen.

Einige Stunden später…

Guido Schmitz und Joachim Beumers spielen im Viertelfinale der 50er-Klasse um das Ticket zu den Deutschen Meisterschaften 2023 in Hamburg. Es geht heiß her, es ist emotional. Aber niemals unfair oder übertrieben hitzig. Dass „Jo“ ein Heißsporn ist spielt insbesondere für Guido keine Rolle. Beim Spielstand von 1:0 und 11:10 für Guido macht Beumers den Ball kaputt und sieht dafür offensichtlich die gelbe Karte. Da kein Ersatzball am Tisch ist (hierfür wäre der Schiedsrichter verantwortlich), beschwert sich Joachim wenig später motzend über die Tatsache, dass er sich nun selber um einen neuen Ball kümmern soll … und sieht dafür die rote Karte. Disqualifikation und das Aus für den routinierten Linkshänder.

Dreimal darf geraten werden, welcher Schiri diese Entscheidung getroffen hat. Ein kleiner Tipp von meiner Seite: Der Untertitel von Highlander lautet „Es kann nur einen geben!“.  😉

Nicht falsch verstehen. Vermutlich war die Entscheidung in diesem Fall sogar regelkonform. Allerdings bezweifele ich, dass es unserem Sport gut tut, wenn solche Flitzpiepen sich wichtiger nehmen, als die Spieler am Tisch. Diese kennen und schätzen sich teilweise über Jahrzehnte. Guido, in dieser Situation Nutznießer der zweifelhaften Entscheidung, war selber der Auffassung, dass diese Disqualifikation überzogen war.

Der Gipfel der merkwürdigen Entscheidungen war jedoch, die Einzelfinals in die kalte, dunkle Halle zu verlegen. Keine Ahnung, weshalb – aber der Zeitplan hinkte mal wieder hinterher. Es wurde Zeit, die Herren am grünen Tisch wollten nach 2 Tagen Tischtennis vermutlich rechtzeitig zum Abendbrot bei Mutti Zuhause sein… Anders kann man es sich nicht erklären.

Lediglich die Gruppenspiele einiger Konkurrenzen wurden in dieser Halle 2 gespielt. Am Sonntag fand kein einziges Match dort statt. Grund genug für den Ausrichter TTC GW Bad Hamm, 12 Tische sowie die Banden frühzeitig abzubauen und die Heizung herunterzudrehen. Man muss heutzutage ja auch Energiekosten sparen. Das Licht dimmen war nicht erforderlich; hier sah man eh nur halb so gut wie in Halle 1.

In dieser herrschten gefühlt 27 Grad und die Verhältnisse waren optimal. Als der Elferrat jedoch das Finalspiel der 45er Klasse in Halle 2 aufrief, weigerte sich der spätere Sieger Ismet Erkis dem Vernehmen nach, dort zu spielen. Mit Kontrahent Andreas Bolda ging es schlichtweg an einen freien Tisch in Halle 1.

Auch die Einzelfinalisten der 50er-Klasse, Guido Schmitz und Wolle Gerth, baten die Turnierleitung, noch 5 Minuten zu warten, bis ein geeigenter Tisch frei würde. Denn schließlich war „keine Sau“ in Halle 2. Außer 4 Tische, die die Hammer in weiser Voraussicht zum Einspielen dort aufgebaut ließen.

Doch die Turnierleitung beharrte auf die Ansetzung in Halle 2. Guido und Wolle verstanden die Welt nicht mehr. Beim Finale saß der Schiedsrichter in dicker Winterjacke auf seinem Thron, ihm fröstelte es offenbar… Ich glaube, bei den Vereinsmeisterschaften des TTC Mödrath war mehr los, als beim Finale der Westdeutschen. Und das lag nicht an den sportlichen Leistungen.

Was soll man sagen? Es macht immer wieder Spaß, alte Weggefährten wiederzutreffen. Das Miteinander ist wirklich sehr freundlich und angenehm und die Rahmenbedingungen in Hamm waren wie erwähnt optimal. Leider kann man das von der Turnierleitung und den Schiedsrichtern nicht behaupten.

Glückwunsch an Guido und Petra zur Quali für die Deutschen Meisterschaften. Und natürlich Glückwunsch an Christoph und Assi zu den Titeln im Mixed.

Auf ein Neues im nächsten Jahr.

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